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Virologie

Neue Hoffnung gegen Lippenherpes: Pin1-Hemmer bremsen das Virus

Eine spannende Studie aus dem Jahr 2025 zeigt: Pin1-Hemmer können die Vermehrung des Herpes-Simplex-Virus 1 (HSV-1), das häufig Lippenherpes verursacht, effektiv stoppen. Diese Entdeckung könnte die antivirale Therapie revolutionieren und neue Möglichkeiten für Menschen mit wiederkehrenden Herpes-Ausbrüchen eröffnen. 

Wie funktioniert das? 

Das Enzym Pin1 ist ein zellulärer Helfer, der dem Virus bei der Vermehrung hilft. Es unterstützt HSV-1 dabei, neue Viruspartikel aus der Zelle freizusetzen. Pin1-Hemmer blockieren diese Funktion. Die Zellstruktur verändert sich so, dass viele Viren im Zellkern „gefangen“ bleiben und nicht weiterverbreitet werden können. 

Die Forschung im Überblick 

Für die Studie wurden spezielle VeroE6-Zellen genutzt, die mit HSV-1 infiziert wurden. Zunächst schalteten die Forscher Pin1 gezielt aus, um zu testen, wie wichtig es für die Virusvermehrung ist. Das Ergebnis war eindeutig, denn ohne Pin1 vermehrte sich das Virus deutlich langsamer. 

Im nächsten Schritt kamen verschiedene Pin1-Hemmer zum Einsatz. Es wurden der bereits bekannte Wirkstoff H-77, sowie vier neue Hemmstoffe getestet. Um die Wirkung zu messen, wurde geprüft, wie viele Virusproteine in den Zellen produziert wurden und die Verteilung der Viren mit Fluoreszenztechnik verfolgt. Zudem wurde ein Elektronenmikroskop genutzt, um genau zu sehen, wie viele Viruspartikel tatsächlich gebildet und freigesetzt werden. 

So konnte bewiesen werden, dass die Pin1-Hemmer die Virusvermehrung deutlich einschränken. Weniger Virusproteine entstehen und viele Viruspartikel bleiben im Zellkern „gefangen“, bevor sie sich weiter im Körper verbreiten können.  

Warum das so vielversprechend ist 

Die Hemmstoffe wirken bereits bei niedrigen Konzentrationen. Weil sie ein zelluläres Enzym und nicht direkt das Virus angreifen, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass das Virus schnell Resistenzen entwickelt. Außerdem könnte dieser Ansatz theoretisch auch gegen andere Viren wirken, die Pin1 nutzen. Die antivirale Wirkung ist stark und tritt schnell ein. Dadurch ergeben sich ideale Voraussetzungen für neue Therapien.

Ausblick 

Klinische Studien am Menschen sind für 2026–2027 geplant. Sollte sich der Effekt bestätigen, könnte dies eine völlig neue Klasse antiviraler Medikamente eröffnen, die gezielt zelluläre Helferfaktoren blockieren, statt das Virus direkt anzugreifen. Ein Ansatz, der nicht nur für Lippenherpes, sondern möglicherweise auch für andere Virusinfektionen spannend sein könnte. 

Link zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0166354225001706?ref=pdf_download&fr=RR-2&rr=9950e82a69f78f33