Im Gesundheitswesen steht die Frage der Hygiene oft im Mittelpunkt – zu Recht, schließlich geht es hier um den Schutz von Patient*innen und Personal vor Infektionen. Doch was, wenn einige der gängigen Hygienemaßnahmen tatsächlich mehr Müll produzieren als nötig? Und wie lässt sich Hygiene wahren, ohne unnötig Ressourcen zu verschwenden? Diese Fragen wurden auf der CleanMed 2024 in Berlin von Expert*innen wie Petra Gastmeier, der ehemaligen Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, angesprochen.
Einwegprodukte sind aus dem Klinikalltag kaum wegzudenken: Einmalhandschuhe, Fadenziehsets und sogar OP-Besteck aus Einwegmaterialien fallen täglich in großen Mengen an. Dabei gibt es immer wieder Diskussionen darüber, ob diese Produkte wirklich nötig sind oder ob es nicht auch nachhaltigere Alternativen gäbe. So werden in deutschen Krankenhäusern jährlich rund 2,3 Milliarden Einmalhandschuhe verwendet, und auch bei anderen Einwegartikeln wie Fadenziehsets gibt es Zweifel an ihrer Notwendigkeit.
Petra Gastmeier betonte, dass viele dieser Produkte nicht unbedingt hygienisch notwendig seien, sondern häufig aus Kostengründen oder aufgrund von Unsicherheiten in der Praxis genutzt würden.
Besonders problematisch ist die weit verbreitete Unsicherheit bei der Frage, wann Einmalhandschuhe wirklich notwendig sind. Während in vielen Fällen der Kontakt zu Blut oder Körperflüssigkeiten eine Handschuhpflicht erfordert, werden sie in anderen, weniger riskanten Situationen fälschlicherweise ebenfalls verwendet. Das führt nicht nur zu unnötigem Müll, sondern auch zu einem falschen Sicherheitsgefühl.
Gastmeier erklärte, dass ihre Klinik eine „Kitteltaschenliste“ erstellt habe, um Mitarbeitenden zu helfen, die richtige Entscheidung zu treffen – ein Schritt, der auch in anderen Einrichtungen Nachahmung finden könnte. Eine klare Kommunikation über Hygienemaßnahmen könnte so nicht nur die Sicherheit verbessern, sondern auch den Verbrauch von Einwegmaterialien verringern.
Im Gesundheitswesen wird immer deutlicher, dass Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielt. Doch der Weg dahin ist oft steinig. Einerseits gibt es die berechtigte Sorge um die Hygiene und Sicherheit von Patient*innen, andererseits gibt es immer mehr Lösungen, die beides miteinander verbinden – gute Hygiene und Nachhaltigkeit.
Ein Beispiel: Die Wiederaufbereitung von Medizinprodukten ist heute viel effizienter und umweltfreundlicher möglich als noch vor einigen Jahren. Doch viele Krankenhäuser scheuen sich immer noch, diese Alternativen zu nutzen. Auch die Herkunft von Einwegmaterialien, wie etwa OP-Bestecken, ist nicht immer unproblematisch: In einigen Fällen werden diese unter prekären Bedingungen im Ausland produziert.
Gastmeier und ihre Kollegen betonten, dass viele Fachkräfte im Gesundheitswesen durchaus bereit sind, nachhaltiger zu arbeiten. Doch häufig fühlen sie sich durch bestehende Vorgaben und Vorschriften „geknickt“. Einfache, klar kommunizierte Regeln und praxisnahe Lösungen könnten helfen, den Müll im Krankenhausalltag zu reduzieren, ohne dass die Hygienestandards darunter leiden.
Letztlich geht es darum, eine gute Mitte zu finden – zwischen dem Schutz der Patient*innen und der Umwelt. Nur so kann das Gesundheitswesen sowohl hygienisch als auch nachhaltig bleiben.
Insbesondere Schulungen können auch dazu beitragen, die Unsicherheit bei Entscheidungen zu nehmen. Schauen Sie sich in diesem Zuge doch gerne einmal unsere Hygienekurse an:
Zu den Hygienekursen
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