Ein Unternehmen der opta data Gruppe
Mikrobiologie

Die Wahrheit über Bakterien – Warum wir sie mehr brauchen, als wir denken

Wenn wir das Wort „Bakterien“ hören, denken wir sofort an Krankheiten, Infektionen oder etwas, das man möglichst schnell mit Desinfektionsmitteln beseitigen sollte. Kein Wunder – schließlich haben wir bereits in der Schule gelernt, dass Bakterien Auslöser für Erkrankungen wie Lungenentzündung, Blasenentzündung oder Tetanus sein können. 

Doch diese Sichtweise greift zu kurz – und ist sogar ein Mythos. Denn die meisten Bakterien, mit denen wir täglich in Kontakt kommen, sind nicht nur harmlos sondern viele sogar lebensnotwendig für unsere Gesundheit.

Lebenswichtig statt lebensgefährlich  

Unser Körper ist kein steriler Ort – im Gegenteil: Mehrere Billionen Bakterien leben auf unserer Haut, in unserem Darm, in der Mundhöhle, im Rachen oder auf der Schleimhaut. Besonders im Darm leisten sie Wertvolles für die Verdauung, das Immunsystem und sogar unsere Psyche.

Was sind Bakterien eigentlich? 

Bakterien sind einzellige Mikroorganismen, die im Durchschnitt zwischen 0,5 und 5 Mikrometer groß sind. Sie besitzen keinen Zellkern und gehören damit zu den sogenannten Prokaryoten. Ihre Fortpflanzung erfolgt durch einfache Zellteilung. Abhängig von ihrer Form lassen sie sich in drei Grundtypen unterteilen: kugelförmige Kokken, stäbchenförmige Bakterien wie die Bazillen, und schraubenförmige Bakterien.  

Die nützliche Seite der Bakterien 

Im menschlichen Körper übernehmen Bakterien eine Vielzahl wichtiger Funktionen – vorausgesetzt, sie befinden sich am richtigen Ort und im richtigen Gleichgewicht. 

Die meisten dieser Mikroorganismen leben im Darm, wo sie die sogenannte Darmflora bilden. Dort unterstützen sie die Verdauung, helfen bei der Verarbeitung von Nährstoffen und der Produktion wichtiger Vitamine. Rund 99 % aller Mikroorganismen des Körpers befinden sich im Verdauungstrakt. 

Doch auch außerhalb des Darms leisten Bakterien einen wertvollen Beitrag. Auf der Haut bilden sie die Hautflora, die uns vor krankheitserregenden Keimen schützt. Ebenso befinden sich Bakterien in der Mundhöhle, im Rachen, im Dünndarm und an der Schleimhaut. Damit diese natürlichen Schutzsysteme funktionieren, ist eine ausgewogene bakterielle Zusammensetzung entscheidend.  

Bakterien können darüber hinaus Enzyme und antibiotisch wirkende Stoffe produzieren. Die Medizin macht sich das zunutze, etwa durch den Einsatz von Escherichia coli-Bakterien zur Herstellung von Antibiotika oder Insulin. Zudem unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten von „neutralen“ oder sogar „nützlichen“ Bakterien: Kommensalen leben in unserem Körper, ohne zu schaden oder zu helfen. Symbionten dagegen nutzen unsere Ressourcen, verhindern aber gleichzeitig die Besiedlung durch schädliche Mikroben. 

Wann Bakterien krank machen 

Trotz all dieser positiven Aspekte gibt es Situationen, in denen Bakterien tatsächlich gesundheitsschädlich wirken können. Das geschieht etwa dann, wenn sie ihr eigentliches Milieu verlassen. Beispielsweise können Bakterien des Dickdarms, die dort nützlich sind, in den Harnwegen eine Blasenentzündung auslösen. Krankheitserregende Bakterien – sogenannte pathogene Keime – produzieren oft Gifte, die für Erkrankungen wie Scharlach, Tetanus, Keuchhusten oder Diphtherie verantwortlich sein können. Auch beim Abbau abgestorbener Bakterien können giftige Substanzen freigesetzt werden, wie zum Beispiel bei bestimmten Salmonelleninfektionen. 

Besonders problematisch ist die Fähigkeit einiger Bakterien, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Sie entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika, was ihre Bekämpfung deutlich erschwert. Solche multiresistenten Erreger stellen eine zunehmende Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. 

Der Mythos ist widerlegt 

Die Vorstellung, dass Bakterien immer krank machen, hält sich hartnäckig – ist jedoch nachweislich falsch. Nur ein kleiner Teil aller Bakterien ist tatsächlich pathogen. Die Mehrheit lebt in Harmonie mit unserem Körper oder unterstützt ihn sogar aktiv. Ein gesundes Leben ist ohne Bakterien nicht möglich. Vielmehr hängt unsere Gesundheit maßgeblich vom richtigen Gleichgewicht dieser Mikroorganismen ab. Die Zukunft der Medizin liegt nicht im völligen Entfernen dieser Mikroorganismen – sondern im verantwortungsvollen Umgang mit ihnen. 

Quelle zum Text: https://medlexi.de/Bakterien