Ein Unternehmen der opta data Gruppe
Aktuelles
Hygiene

Die Blauzungenkrankheit: Was Tierhalter wissen sollten

Blauzungenerreger

Die Blauzungenkrankheit, auch Bluetongue Disease (BT) genannt, ist eine virusbedingte Tierseuche, die hauptsächlich Schafe und Rinder betrifft. Neben diesen beiden Tierarten sind auch Ziegen, Neuweltkameliden (z. B. Lamas und Alpakas) sowie Wildwiederkäuer anfällig für das Virus. Verursacht wird die Krankheit durch das Bluetongue-Virus (BTV), ein Orbivirus aus der Familie der Reoviridae. Weltweit existieren 24 klassische Serotypen des Virus (BTV-1 bis BTV-24) sowie mindestens acht atypische Serotypen.

Gefährdung für den Menschen?

Obwohl es sich bei der Blauzungenkrankheit um eine ernste Tierseuche handelt, besteht für Menschen kein Risiko. Der Erreger, ein Virus der Gattung Orbivirus, betrifft ausschließlich Wiederkäuer wie Schafe, Rinder, Ziegen und Wildwiederkäuer. Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Erreger auf den Menschen übertragbar ist. Auch der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten infizierter Tiere stellt kein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, da der Virus für den Menschen harmlos ist.

Wie wird die Krankheit übertragen?

Die Übertragung des Blauzungenvirus erfolgt durch winzige stechende Insekten der Gattung *Culicoides*, auch Gnitzen genannt. Diese Insekten sind vor allem in warmen und feuchten Jahreszeiten aktiv, was das Risiko von BT-Ausbrüchen in diesen Perioden erhöht. Besonders in der Abend- und Morgendämmerung fallen die Gnitzen im Freien Tiere an.

Vorkommen und Ausbreitung des Blauzungenerregers

Die Blauzungenkrankheit wurde erstmals im frühen 20. Jahrhundert im südlichen Afrika entdeckt und hat sich seitdem über den gesamten afrikanischen Kontinent und weltweit ausgebreitet. In Europa wurde Deutschland zwischen 2006 und 2009 von dem Serotyp BTV-8 getroffen. Dank eines erfolgreichen Impfprogramms konnte die Verbreitung eingedämmt werden. Nach einer seuchenfreien Zeit tauchte BTV-8 jedoch 2019 erneut in Deutschland auf, gefolgt von sporadischen Fällen in den Jahren 2020 und 2021.

Im September 2023 wurde erstmals der Serotyp BTV-3 in den Niederlanden nachgewiesen und verbreitete sich schnell. Im Oktober 2023 wurde der erste Fall dieses Serotyps in Deutschland, genauer in Nordrhein-Westfalen, bestätigt. Aktuell, im Juli 2024, wurden bereits 913 Fälle in mehreren Bundesländern gemeldet, und eine weitere Ausbreitung wird erwartet.

Symptome und Krankheitsverlauf des Blauzungenerregers

Die Krankheit zeigt sich insbesondere bei Schafen durch schwere klinische Symptome. Bereits sieben bis acht Tage nach der Infektion treten die ersten Anzeichen auf: hohes Fieber, Apathie und Rückzug von der Herde. Weitere Symptome sind Schwellungen der Maulschleimhaut, Kopfödeme sowie vermehrter Speichelfluss. In schweren Fällen kann die Zunge anschwellen und sich blau verfärben, was der Krankheit ihren Namen gab. Lahmheit und Fehlgeburten bei tragenden Tieren sind ebenfalls möglich.

Bei Rindern verläuft die Krankheit in der Regel milder. Typische Symptome sind Entzündungen der Schleimhäute sowie Blasen an den Klauen. Dennoch können auch hier vereinzelt Tiere sterben. Die atypischen Serotypen wie BTV-25 zeigen jedoch oft nur milde oder gar keine Symptome.

Serotyp BTV-3 und seine Besonderheiten

Der Serotyp BTV-3, der derzeit in Europa auf dem Vormarsch ist, hat besonders bei Schafen zu schweren Krankheitsverläufen geführt, bei denen bis zu 25 % der infizierten Tiere starben. Rinder erkranken zwar auch, aber deutlich milder.

Bekämpfung und Schutzmaßnahmen

Um die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit zu kontrollieren, ist die Impfung der empfänglichen Tierarten derzeit die wirksamste Maßnahme. In Deutschland werden inaktivierte Impfstoffe eingesetzt, die einen sehr guten Schutz, vor allem gegen den Serotyp BTV-8, bieten. Seit dem Ausbruch von BTV-3 wurden auch drei Impfstoffe gegen diesen Serotyp zugelassen, die Todesfälle und klinische Symptome deutlich reduzieren. Obwohl der Impfschutz nicht vollkommen ist, empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinär (StIKo Vet) dringend die Impfung aller empfänglichen Tiere.

Neben der Impfung ist es wichtig, den Gesundheitszustand der Tiere genau zu beobachten und Verdachtsfälle schnell abzuklären. Vor dem Transport in andere Regionen sollten Tiere mit Insektensprays behandelt und PCR-Tests durchgeführt werden, um die Verbreitung des Virus zu verhindern.

Die Blauzungenkrankheit ist eine ernstzunehmende Tierseuche, die besonders Schafe und Rinder betrifft. Durch Impfungen und andere Schutzmaßnahmen können Tierhalter jedoch das Risiko einer Ausbreitung minimieren. Besonders mit Blick auf den neuen Serotyp BTV-3 ist Wachsamkeit und Prävention entscheidend.

Quellen

FLI

StlKO Vet

Unsere 0€-Microlearnings

Die Microlearnings sind eine effektive Ergänzung zu den Hygienekursen. Unsere Mission ist es, eine Awareness für Keime zu schaffen und über präventive Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

Zu den 0€-Kursen